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Österreicher wollen bei Archäologie mitmachen
Von der steinzeitlichen Venus von Willendorf über Römerlager bis zu Grabungen im antiken Ephesos: Österreich hat eine lange Tradition in Sachen Archäologie. Das spiegelt sich auch in einer neuen Umfrage wider. 85 Prozent halten hierzulande Archäologie demnach für wichtig oder sehr wichtig.
Kategorie: Umfrage Erstellt am 01.09.2014.
Zwei Drittel der Österreicher und Österreicherinnen wollen bei archäologischen Forschungen sogar mitmachen.
"Mitmachen" bedeutet etwa: "Ausstellungen in Museen mitgestalten, Burgen erforschen in der eigenen Gemeinde, aber auch tatsächlich schaufeln und graben", sagt der Studienleiter Raimund Karl. Karl ist Professor für Archäologie an der Universität Bangor im Norden von Wales, und hat die Studie am Montagvormittag auf einer Pressekonferenz in Wien präsentiert.
"Besserer Schutz von Kulturerbe"
500 Personen wurden dafür in Österreich von seinem Team befragt. Neben dem prinzipiell hohen Stellenwert, den die Befragten der Archäologie zusprachen, fällt vor allem die starke Bereitschaft auf, sich selbst in dieser Sache zu engagieren.
Karl, der in Wales selbst in Sachen Mitmach-Archäologie tätig ist, sieht das Phänomen in erster Linie positiv. Zwar gebe es auch Probleme, etwa "in der Qualitätssicherung. Einfach jemanden auf das nächste Grab loszulassen, sozusagen bewaffnet mit schwerem Gerät, das ist keine gute Idee. Das erfordert eine Vorschulung."
Die Vorteile würden aber überwiegen. So habe das gemeinsame Graben von Hobby-Archäologen unterschiedlicher sozialer Herkunft und verschiedenen Alters einen integrativen Wert für die Gesellschaft. Am wichtigsten sei es aber, dass Mitmach-Archäologie das Kulturerbe besser schützen könnte.
"Wenn Personen selbst Erfahrungen mit dem Kulturerbe haben - als Teilhaber und nicht nur als Konsumenten, kümmern sie sich besser darum. Das heißt, wenn der nächste Bagger in den Grabhügel hinter dem Ort fährt, dann kommt die Lokalbevölkerung und sagt vielleicht: 'Halt'. Und das schützt das Kulturerbe besser und damit unser alle gemeinsame Vergangenheit."
Vorbild Großbritannien
Vorbild für das Phänomen könnte Großbritannien sein, wo seit mindestens zwei Jahrzehnten eine "community archeology" propagiert und vom Council for British Archeology gefördert wird.
Nebst anderem vermittelt die Einrichtung Hobby-Grabungsarbeiten, finanziert wird das u.a. durch einen eigenen Lotto-Fonds, der einen Teil seiner Einnahmen für die Pflege von Kulturdenkmälern verwendet. "Projekte, die beim Heritage Lottery Fund eingereicht werden, müssen auch Elemente der Bürgerbeteiligung enthalten", erklärt Karl.
Sowohl der partizipative Ansatz als auch die Form der Finanzierung wären auch für Österreich wünschenswert, meint der Archäologe. Er betont, dass es schon jetzt auch hierzulande viele gute Initiativen für eine Mitmach-Archäologie gibt. Was bisher fehlt, sei eine bundesweit koordinierende Instanz.
Rolle des Bundesdenkmalamts
Diese Instanz könnte das Bundesdenkmalamt sein, das die aktuelle Studie mitpräsentiert hat und dem Trend wohlwollend gegenübersteht. "Es wäre schön, wenn wir auf Basis der Studie in dieser Richtung weitergehen, die Archäologen und Archäologinnen in Österreich zusammenbringen und verstärkt auf den Wunsch der Österreicher eingehen, selbst mehr bei der Archäologie mitzumachen", sagt Bernhard Hebert, der Leiter der Abteilung für Archäologie im Bundesdenkmalamt.
Er verweist auch auf offene Fragen - etwa auf Versicherung und Unfallschutz ("archäologische Grabungen sind Baustellen"), die im Rahmen eines Arbeitskreises diskutiert werden sollen.
Originalbeitrag von: Lukas Wieselberg, science.ORF.at
Gefunden auf: orf.at
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